Auftragsstatus
Service & Kontakt
0441 18131902

Mein Konto

Bitte wählen Sie...
Beim Abmelden werden alle nicht gespeicherten Projekte und Ihr Warenkorb aus Sicherheitsgründen gelöscht.
Frau mit Kamera vor einem modernen Glasgebäude

Fototipps

Street-Fotografie Berlin

Langweilige Postkarten-Motive waren gestern: Fotografin Marta Urbanelis nimmt uns mit in die Hauptstadt und zeigt, wie sie das echte Berlin einfängt.

Von Marta Urbanelis

Die typischen Berlin-Motive sind schön, aber oft ein bisschen Postkarten-like. In diesem Artikel zeige ich dir, wie du solchen Motiven durch Street-Fotografie etwas Echtes und Ungeplantes verleihst. Was du dafür brauchst? Am besten eine kleine, unscheinbare Kamera oder dein Handy, damit du als Fotograf:in nicht direkt erkannt wirst. Außerdem viel Zeit, Geduld - und eine Prise Glück.

Wenn du durch eine Stadt gehst, fang zuerst an zu beobachten. Lauf langsam durch die Straßen, schau, wie Menschen sich bewegen, wie Licht und Schatten fallen. Oft passiert das Interessanteste genau dann, wenn du eigentlich gar nicht fotografieren willst. Geduld ist echt alles – manchmal stehe ich einfach nur da und warte auf den Moment, der mir die Szene zeigt, die ich einfangen will.

Dein Städtetipp in einem CEWE FOTOBUCH

Komposition bewusst einsetzen

Person pustet eine dichte Dampfwolke in eine belebte Stadtstraße

Bildkomposition ist für mich alles. Sie ist das, was aus einem zufälligen Moment ein starkes Bild macht. Linien, Schatten, Menschen, Architektur – all das fügt sich zu einem visuellen Rhythmus zusammen, wenn du genau hinsiehst.

Um die Bildkomposition zu üben, empfehle ich dir: Nimm dir als Ziel einen Ort. Versuche, nicht sofort zu fotografieren, sondern erstmal zu beobachten. Fotografiere nicht direkt das Offensichtliche. Manchmal braucht es ein paar Minuten, um zu verstehen, wie sich das Licht über die Flächen bewegt, wo Linien führen oder wie Menschen in diese Geometrie hineinpassen.

  • Wo ist das beste Licht? Gibt es ein schönes Spiel von Licht und Schatten?
  • Wo entstehen geometrische Formen wie Linien, Rechtecke oder Flächen?
  • Kann ich diese Formen mit Menschen kombinieren? Läuft jemand durch die Szene, der eine interessante Figur ins Bild bringt?

Oft merke ich: Wenn ich erstmal beobachte, sehe ich plötzlich Muster und Strukturen, die ich sonst übersehen hätte.

Perspektivwechsel

Wenn du wirklich spannende Street-Fotos machen willst, rate ich dir: Spiele mit der Perspektive. Viele denken, man fotografiert einfach auf Augenhöhe – langweilig! Die richtige Perspektive kann dein Bild völlig verändern. Eines meiner wichtigsten Mantren ist: get down, get high, get dirty but never get bored. Klingt ein bisschen nach Abenteuer – und genau das ist es auch!

Get down

Gehe auf die Knie oder setze dich auf den Boden. Ich liebe es, wenn sich dadurch Linien und geometrische Formen ergeben, die man sonst nicht bemerkt.

Person in heller Winterkleidung sitzt auf Betonklotz

Get high

Suche erhöhte Positionen – Treppen, Brücken, Balkone. Von oben sieht die Stadt oft wie ein abstraktes Muster aus Linien, Flächen und Menschen aus.

Spiegelung von Personengruppe, die über regennassen Platz geht

Get dirty

Hab keine Angst, dich schmutzig zu machen! Manchmal muss man sich hinlegen oder durch Pfützen fotografieren, um genau den Blickwinkel zu bekommen, den man will.

Motiv-Serien kreieren

Sammle Motive, die ein Thema oder Muster teilen: Flächen, wo Sonne und Schatten schwarzweiße Muster auf den Boden malen, Leute, die ähnliche Farben tragen, Objekte, die sich wiederholen wie zum Beispiel Fahrräder oder Fenster. So kannst du kleine Bilderserien erstellen.

Für mich ist das wie eine Briefmarkensammlung. Ich sammle Motive und freue mich, ein neues aus der Sammlung zu entdecken. Das macht nicht nur Spaß, sondern lehrt dich, Details und Wiederholungen zu sehen, die du sonst nie beachten würdest.

Person in orange Jacke nutzt ein Gebläse auf einem breiten Gehweg vor einem modernen Gebäude Person mit orangefarbener Hose geht über einen hellen Gehweg und hält einen langen Stock in der Hand

Kamera & Technik

Die Kenntnis deiner Kamera ist Gold wert. Weißt du, wie du Belichtung, Fokus und Blende schnell anpasst? Andernfalls ist der Moment schnell wieder vorbei. Ich hab immer alles griffbereit, sodass ich auf einen Klick reagieren kann.

Ein Trick, den ich sehr oft nutze, ist, nicht auf die Kamera zu schauen, sondern aus der Hüfte zu fotografieren (#from-the-hip). So einfach das klingt – es ist eine echte Königsdisziplin. Damit dein Foto so gut wie möglich gelingt, versuche vorher alles einzustellen, was möglich ist:

  • Bereich bestimmen: Wähle ein Motiv, bei dem die Komposition und das Licht für dich optimal sind.
  • Beobachten: Schau, wie sich Menschen in diesem Bereich bewegen – auf welcher Höhe laufen sie, in welcher Entfernung zu dir.
  • Zonenfokus: Wähle einen Bereich oder Punkt, der sich in dem von dir geplanten Bereich befindet, auf den du scharfstellen möchtest, und fokussiere genau darauf. Danach stellst du den Fokus auf manuell oder fixiert, sodass die Kamera nicht mehr automatisch nachstellt.
    Arbeitest du mit einer geschlossenen Blende (hohe Blendenzahl), vergrößerst du die Tiefenschärfe – also sind mehr Objekte gleichzeitig scharf, und der unscharfe Bereich („Out-of-Focus“) wird kleiner. So bleibt deine Szene insgesamt klarer, auch wenn sich Menschen oder Objekte bewegen.
Person steht zwischen hohen Wänden und pustet eine helle Dampfwolke in den Himmel Skizze von hohen Mauern mit rotem Kreis als Fokuspunkt und Text: Hier fokussiere ich Skizze mit zwei Linien, einem roten Fokuspunkt in der Mitte und dem Hinweis Blende 7 41 Person mit Kamera steht zwischen hohen grauen Mauern und trägt eine dunkle Jacke mit gelben Bündchen

Serienbildmodus

Gerade bei bewegten Szenen – Leute, Autos, Tiere – erhöht der Serienbildmodus die Chance, den perfekten Moment zu erwischen.

Dunkle Silhouette einer Person vor warm gelb leuchtenden Fenstern mit Spiegelung auf dem Boden Dunkle Silhouette einer Person vor warm gelb leuchtenden Fenstern mit Spiegelung auf dem Boden Dunkle Silhouette einer Person vor warm gelb leuchtenden Fenstern mit Spiegelung auf dem Boden

Storytelling

Für mich hört Street-Fotografie nicht beim einzelnen Bild auf – ich denke immer schon ein bisschen voraus: Wie würde das in meinem CEWE FOTOBUCH aussehen? Manchmal braucht es 2–3 Motive, um eine kleine Geschichte zu erzählen. Ein einzelnes Bild zeigt vielleicht einen Moment, aber eine Serie kann die Stimmung, den Ablauf oder das Zusammenspiel von Menschen und Umgebung transportieren.

Religion

Andere Motive - Gleiches Thema

Eine Geschichte kann auch durch Fotos entstehen, die in verschiedenen Momenten entstanden sind. Mit einem gemeinsamen Thema wird aus unterschiedlichen Szenen eine Story.

Licht und Schatten

Aufbau als verbindendes Element

Zwei Fotos können durch einen ähnlichen Aufbau aufeinander abgestimmt werden. Hier wird durch die Kombination zweier Motive der Hell-Dunkel-Aufbau der Fotos deutlicher.

Vietnam

Frage-Antwort-Spiel

Zwei Fotos können miteinander „sprechen“. Ein Motiv stellt eine Frage, das andere liefert eine Antwort. So entsteht eine kleine Interaktion oder Handlung zwischen den Bildern.

Zudem überlege ich mir oft vorher, ob ich Hilfsmotive brauche, um die Story besser zu erzählen. Hilfsmotive sind Bilder, die eine Geschichte unterstützen, ohne im Mittelpunkt zu stehen. Sie helfen, den Kontext, die Stimmung oder den Ablauf einer Szene zu verdeutlichen und lassen die Betrachtenden tiefer in die Szene eintauchen.

Never get bored: Das Wichtigste – verliere nie die Neugier. Selbst wenn du stundenlang am gleichen Ort stehst, gibt es immer neue Details, Muster oder Lichtspiele zu entdecken. Stell dir vor, jeder Standort hat unendlich viele Blickwinkel. Probiere jeden aus: hoch, tief, aus der Hüfte, durch Türen, Fenster, Zäune oder Spiegel. Mit jedem Perspektivwechsel entstehen neue Möglichkeiten – und du trainierst automatisch dein Auge für Komposition und Details.

Orte beobachten, Bilderserien sammeln, Muster entdecken, Vorstellungskraft nutzen – Street-Fotografie ist wie ein riesiger Spielplatz.

Marta Urbanelis

Mein Fazit

Frau spiegelt sich im Fenster auf einer Straße, das mit einem Herz bemalt ist
Überall sind kleine Details zu finden, die es wert sind, festgehalten zu werden.

Street-Fotografie ist für mich wie ein Sandkasten für Erwachsene. Stell dir vor: Alle haben die gleiche Menge Sand. Einer ist genervt davon, weil der Sand in die Schuhe fällt, der andere baut daraus eine Burg. Street-Fotografie ist für mich, Momente zu sehen, die sonst keiner bemerkt, und die Stadt durch meine Augen zu erleben. Nimm dir Zeit, beobachte, hab' Geduld und experimentiere. Jede Straße kann dich überraschen – und Berlin ist dafür der perfekte Ort.

Viel Spaß beim Ausprobieren und Entdecken!

Deine Marta Urbanelis